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Motocross-GP Teutschenthal war ein Fest der Sinne

Sage und schreibe 25.000 Fans bildeten an diesem Wochenende im Teutschenthaler Talkessel den tollen Rahmen für das deutsche Motocross-Fest der Extraklasse. Die WM-Klassen gewannen der Spanier Jorge Pardo auf GasGas (MXGP) und erstmalig in seiner Karriere Liam Everts aus Belgien auf KTM (MX2).


Der diesjährige LIQUI MOLY MXGP of Germany in Teutschenthal war bei bestem, fast schon zu warmem Wetter das erwartete deutsche Saison-Highlight und eine echtes Festival für alle Motocross-Fans. Bereits am Freitag reisten enorm viele Fans an und verwandelten am Samstag und Sonntag den legendären „Talkessel“ in einen wahren Hexenkessel.

Mit den Worten: „… zuschauermäßig war es wieder super in Teutschenthal“, begann Jens-Uwe Jahnke, der Vorsitzende des gastgebenden MSC Teutschenthal, sein Fazit am Ende des Veranstaltungserfolges auf ganzer Linie. Und weiter: „Das ist auch immer eine Art Lohn für die erbrachten Leistungen für unsere vielen fleißigen Helfer rund um die Strecke und die Arbeit, die sie seit Wochen leisten, das alles aufzubauen und die Infrastruktur so herzurichten, dass die Veranstaltung Weltniveau hat. Ich denke, das haben wir auch wieder gezeigt. Deshalb an dieser Stelle ein riesen Dankeschön an unsere Helfer und Partner sowie auch unsere Sponsoren, ohne die wir die WM nicht stemmen könnten. Jetzt freuen wir uns auf nächstes Jahr, wenn wir zum 30. Mal einen Motocross-WM-Lauf in Teutschenthal ausrichten werden.“ Zu den bisherigen 27 Solo-WM-Läufen begrüßte der MSC Teutschenthal bei sich einmal die Sidecar-Cross-WM (2006) sowie die Mannschafts-WM „Motocross of Nations“ (2013).

Im Mittelpunkt standen natürlich die beiden WM-Klassen, die gleich der Serie lautende MXGP sowie die MX2. Die Top-Klasse MXGP endete mit einem Hattrick des Spaniers Jorge Prado, der am Samstag das ebenfalls mit WM-Punkten belohnte Quali-Race gewann, wie auch am klassischen Rennsonntag beide für den GP-Sieg relevanten Heats. „Das war ein verdammt gutes Wochenende. Das Quali-Rennen gestern und heute beide Heats zu gewinnen, ist natürlich perfekt. Mein Fahren war gut, mein Bike war gut und demzufolge hat es auch riesen Spaß gemacht. Die Strecke in Teutschenthal ist sehr anspruchsvoll. Ich mag sie sehr“, meinte er anschließend.

Begünstigt wurde sein Overall-Sieg heute auch ein wenig vom verletzungsbedingten Ausfall des Rekord-GP-Siegers Jeffrey Herlings. Der Niederländer hatte nach Rennmitte des ersten Heats mit seiner KTM gerade erst die Führung von Jeremy Seewer (SUI, Yamaha) übernommen, stürzte aber drei Runden später spektakulär. Zwar beendete er das Rennen mehr schlecht als recht und ergatterte als 20. den letzten zu vergebenden WM-Punkt, doch nach den anschließenden medizinischen Untersuchungen war sein Renntag beendet.
Zur Siegerehrung nahm Jorge Prado schließlich Glenn Coldenhoff (NED, Yamaha) und Ruben Fernandez (ESP, Honda) mit, die die Plätze vier und zwei bzw. drei und vier belegten.
Jeremy Seewer, der im ersten Rennen Zweiter werden konnte, erwischte im zweiten keine gute Startrunde und beendete seine Aufholjagd von Platz 19 auf dem fünften Rang. Damit musste er sich in der GP-Wertung mit dem vierten Rang begnügen.

Bester Deutscher wurde der Wormstedter Tom Koch mit zwei starken Fahrten mit seiner KTM jeweils auf Platz zehn. Er bilanzierte anschließend: „Wie ich schon am Freitag gesagt habe, waren die Top-10 das Ziel. Die sind es nun geworden, was mein bestes Saisonergebnis 2023 ist. Damit kann ich definitiv zufrieden sein.“
Dabei ist das gute sportliche Ergebnis ist das eine. Was aber auch gefühlsmäßig bei ihm überwog, war das tolle Wochenende mit den Fans. „Das war wirklich der absolute Wahnsinn. Klar, man freut sich immer auf den GP in Teutschenthal und ich habe das aus den letzten Jahren in guter Erinnerung. Aber was dieses Jahr abgegangen ist, hat noch einmal alles getoppt. Das war die Reise nach Teutschenthal alleine wert. Da kann man nur Danke an die Fans sagen, die uns angefeuert und Party gemacht haben. Das motiviert einen auch“, meinte er dazu.

Zweitbester Deutscher wurde etwas überraschend sein älterer Bruder Tim (Husqvarna), der bei seinem Gaststart in Teutschenthal als Wild-Card-Fahrer die Plätze 15 und zwölf sowie in der Overall-Wertung den 13. Platz belegte.
Ihm folgten Henry Jacobi (Bad Sulza, KTM) als 16. (Heat-Plätze 12 und 19), Maximilian Spies (Ortrand, KTM) als 17. (18-16) und Tim Koch (Braunschweig, KTM) als 21. (19-22).
Der erst 18-jährige Noah Ludwig (Aschersleben, KTM), wie Henry Jacobi Clubmitglied des MSC Teutschenthal, beendete sein erstes Heimrennen in der MXGP auf dem 29. Gesamtrang.
Paul Haberland (Erfurt, Husqvarna) und Philipp Klakow (Rodgau, Husqvarna) sahen am Sonntag keine Zielflagge.

In der MX2 feierte der Belgier Liam Everts auf KTM den ersten Grand-Prix-Sieg seiner noch jungen Karriere. Der Sohn des zehnfachen (Rekord-)Weltmeisters Stefan Everts und zugleich Enkel des vierfachen Champions Harry Everts belegte im ersten Rennen den zweiten Platz hinter seinem ebenso jungen Landsmann Lucas Coenen.
Im zweiten Lauf führte Lucas Coenen erneut, doch dann schied er mit einer gerissenen Kette an seiner Husqvarna kurz nach Rennmitte aus, womit ihm sein ebenso möglicher erster GP-Sieg noch aus den Händen glitt. So durfte sich Liam Everts freuen, wobei festzuhalten ist, dass er zum Zeitpunkt von Lucas Coenens Pech, auf Platz zwei liegend, selbst noch alle Trümpfe in der Hand hielt.
Die Gesamtränge zwei und drei hingen an Andrea Adamo (ITA, KTM, 3-2) und Thibault Benistant (FRA, Yamaha, 4-3).

Den Renntag hatte die Europameisterschaftsklasse EMX135 eröffnet. Dabei fuhr der lettische Tabellenführer Janis Martins Reisulis mit seiner Yamaha in einer eigenen Liga und verwies Francisco Garcia (ESP, GasGas) und Nikolai Skjovberg (DEN, Yamaha) auf die Plätze zwei und drei. Mit seinem zweiten Rang vom Vortag fing Janis Martins Reisulis den Samstagsieger Mathis Valin in der Wochenendwertung noch ab und feierte seinen nächsten Gesamtsieg.
Nachdem er das Rennen am Samstag infolge einer schweren Mandelentzündung ausgelassen hatte, kam der als EM-Dritter angereiste Jenaer Maximilian Werner (Fantic) mit einer wahren Energieleistung als Zehnter ins Ziel und rettete so wenigstens ein paar EM-Zähler.

Das Rennen der EMX250 gewann der französische KTM-Pilot Marc-Antoine Rossi und entschied damit ebenfalls die Teutschenthaler Gesamtwertung für sich. Im Rennen wurden Kay Karssemakers (NED, Husqvarna) und der Tabellenleader Andrea Bonacorsi (ITA, Yamaha) Zweiter bzw. Dritter, tauschten mit ihren Ergebnissen vom Samstag allerdings bei der Siegerehrung diese Positionen. Gesamtvierter wurde Ferruccio Zanchi (ITA, KTM), da seine Zehn-Sekunden-Strafe vom Samstag wegen angeblichen Überholens bei geschwenkten gelben Flaggen wieder rückgängig gemacht wurde.
Gestern hatte der Woltersdorfer GasGas-Pilot Marnique Appelt als Wild-Card-Pilot als 20. einen EM-Punkt einfahren können, doch heute blieb ihm ein ähnliches Erfolgserlebnis mit Platz 21 leider verwehrt.

Der Tabellenleader der weiteren EM-Klasse Junior eMotocross, der Franzose Timotei Cez, war mit seiner GasGas auch heute eine Klasse für sich und gewann erneut.
Als wiederum Sechster wurde Eddi Haustein (Marienberg, KTM) bester Deutscher. In der EM-Wertung verbesserte er sich damit um einen weiteren Platz und ist jetzt Siebenter.

Text und Foto: Thorsten Horn

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Veröffentlichung

Mo, 12. Juni 2023

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